Vergessen und vergessen werden Die nächste Bushaltestelle ist dort!“ Rolf Brederlow geht dieser Satz nicht mehr aus dem Kopf. Er wiederholt es immer wieder. Das sind die ersten Worte, die Bobby, wie ihn alle nennen, vor der Kamera sagt. Und es ist der Beginn einer besonderen Schauspielkarriere. 1999 übernahm er seine erste große Rolle in der vierteiligen Serie Love and Other Disasters. Im selben Jahr wurde er dafür mit dem Bambi ausgezeichnet. Im autobiografischen Film „Bobby“ spielt er sich selbst: einen Mann mit Down-Syndrom. Die menschliche DNA, der Bauplan für unseren Körper, ist im Zellkern in 23 Chromosomenpaare unterteilt. Jedes Paar enthält je zur Hälfte das Genom der Mutter und des Vaters. Aber für Leute wie Bobby gab einer der Eltern zwei Kopien des 21. Chromosoms. Es befinden sich also drei statt zwei Kopien davon in ihren Zellen, man spricht auch von Trisomie 21. Diese häufigste aller Chromosomenanomalien betrifft eines von 1000 in Europa geborenen Babys. Sie wären doppelt so viele, wenn nicht jede zweite Schwangerschaft bei Vorliegen einer Trisomie 21 abgebrochen würde.Nach einer Schätzung der Netherlands Down Syndrome Foundation aus dem Jahr 2021 leben in Europa fast eine halbe Million Menschen mit Down-Syndrom, davon mehr als 50.000 in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zusätzliches genetisches Material verändert die Gehirn- und Körperentwicklung. Die Betroffenen sind meist kleiner als andere, haben ein rundes Gesicht mit weichen Zügen, schräg stehenden Augen und einer charakteristischen Lidfalte. Außerdem ist ihr kognitives Leistungsniveau geringer, obwohl es große Unterschiede gibt. Sie leiden oft an angeborenen Herzfehlern und haben einen schwächeren Immunschutz. Dank medizinischer Fortschritte wie Herzoperationen leben Menschen mit Down-Syndrom heute durchschnittlich 60 Jahre. Vor etwa 50 Jahren lag die Lebenserwartung bei weniger als zehn Jahren.