09.06.2022, 00:07
Der Tarifkonflikt bei Lufthansa spitzt sich zu. Erst am vergangenen Freitag hatten Piloten alle Flüge der Flaggschiff-Airline eingestellt – jetzt kündigen sie eine zweite Streikwelle an. Sie hoffen aber weiterhin auf ein “seriöses” Angebot. Lufthansa-Piloten haben eine zweite Streikwelle bei der Fluggesellschaft beschlossen. Die Gewerkschaft Cockpit sagte, das Unternehmen könne mit einem “ernsthaften” Angebot einen für Mittwoch geplanten zweitägigen Streik abwenden. Eine weitere Anhörung wurde vorgeschlagen, die “Berichten zufolge” am Dienstag stattfinden soll. Die Piloten hatten bereits am vergangenen Freitag den gesamten Betrieb der Lufthansa-Muttergesellschaft lahmgelegt. Laut dem jüngsten Streikaufruf werden die Passagierflugzeuge der Lufthansa, die aus Deutschland abfliegen, am Mittwoch und Donnerstag streiken. Bei der Lufthansa Cargo-Tochter ist der Streik erst für Mittwoch angesetzt. „Der angekündigte Streik lässt sich nur mit einem ernsthaften Vorschlag des Unternehmens verhindern“, erklärte VC-Sprecher Matthias Baier. In der ersten Streikwelle am vergangenen Freitag hat die Lufthansa den gesamten Flugplan ihrer Flaggschiff-Airline gestrichen. Mehr als 800 Flüge mit 130.000 betroffenen Passagieren wurden gestrichen, und das Unternehmen erlitt nach eigenen Angaben einen finanziellen Schaden von 32 Millionen Euro.
Eurowings und Lufthansa Cityline sind nicht betroffen
Aus rechtlichen Gründen kann der VC nur Arbeitnehmer in Deutschland zum Handeln auffordern. Betroffen sind daher nur Abflüge der Lufthansa-Muttergesellschaft und Lufthansa Cargo von deutschen Flughäfen. Die Tochtergesellschaften Eurowings, Lufthansa Cityline und Eurowings Discover sind von dem Arbeitskampf nicht betroffen. Vor dem Arbeitsgericht München änderte VC ein Detail der Tarifklage. Weil die Richter auch rechtliche Bedenken gegen einen automatischen Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr äußern, wird nun ein „pauschaler“ Inflationsausgleich von 8,2 Prozent gefordert. Im laufenden Jahr sollen die Löhne um 5,5 % steigen. Dazu kämen eine neue Gehaltsabrechnung und mehr Geld für Krankheitstage, Urlaub und Bildung. Laut Lufthansa würden die kombinierten VC-Anforderungen die Personalkosten im Cockpit um 40 % erhöhen. Dies ist auch ohne Berücksichtigung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise nicht zumutbar. Auf zwei Jahre würde das laut Lufthansa eine Mehrbelastung von 900 Millionen Euro bedeuten. Allein im Juli legte die Gewerkschaft Verdi mit einem Warnstreik des Bodenpersonals den Flugbetrieb von Deutschlands größter Fluggesellschaft für einen ganzen Tag nahezu lahm. Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo will im Herbst um ihre Mitglieder verhandeln. Sie erklärte ihre „ausdrückliche und vorbehaltlose Solidarität“ mit dem Pilotenstreik.