Der Tarifkonflikt bei Lufthansa spitzt sich zu. Piloten wollen ab Mittwoch wieder zuschlagen – diesmal für zwei Tage. Die Gewerkschaft Cockpit sagte, sie sei verhandlungsbereit, wenn es ein “ernsthaftes” Angebot gebe.
Bei Lufthansa droht ein weiterer Pilotenstreik. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit ruft zu weiteren Streiks am Mittwoch und Donnerstag auf. Das Unternehmen habe “Zeit verschwendet” und kein Angebot abgegeben, heißt es in einer Mitteilung der Cockpit Association. Abflüge von Lufthansa-Passagiermaschinen aus Deutschland sollen demnach am Mittwoch und Donnerstag getroffen werden. Bei der Lufthansa Cargo-Tochter ist der Streik erst für Mittwoch angesetzt.
„Um in dieser Situation nichts unversucht zu lassen, haben wir dennoch einen Verhandlungstermin für Dienstag angeboten“, erklärt Cockpit-Sprecher Matthias Baier in der Mitteilung. Abwenden ließe sich der Streik jedoch nur mit einem “ernsthaften Firmenangebot”.
In der ersten Streikwelle am vergangenen Freitag hat die Lufthansa den gesamten Flugplan ihrer Flaggschiff-Airline gestrichen. Mehr als 800 Flüge mit 130.000 betroffenen Passagieren wurden gestrichen, und das Unternehmen erlitt nach eigenen Angaben einen finanziellen Schaden von 32 Millionen Euro.
Cockpit kann aus rechtlichen Gründen nur Mitarbeiter in Deutschland zum Arbeitskampf aufrufen. Betroffen sind daher nur Abflüge der Lufthansa-Muttergesellschaft und Lufthansa Cargo von deutschen Flughäfen. Die Tochtergesellschaften Eurowings, Lufthansa Cityline und Eurowings Discover sind von dem Arbeitskampf nicht betroffen.
Cockpit verändert die Nachfrage nach Inflationsausgleich
Vor dem Arbeitsgericht München änderte die Gewerkschaft ein Detail der Tarifklage. Weil die Richter auch rechtliche Bedenken gegen einen automatischen Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr äußern, wird nun ein „pauschaler“ Inflationsausgleich von 8,2 Prozent gefordert. Im laufenden Jahr sollen die Löhne um 5,5 % steigen. Dazu kämen eine neue Gehaltsabrechnung und mehr Geld für Krankheitstage, Urlaub und Bildung.
Lufthansa: Mehrkosten von 900 Milliarden Euro
Laut Lufthansa würden die kombinierten Anforderungen die Personalkosten für Piloten um 40% erhöhen. Dies ist auch ohne Berücksichtigung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise nicht zumutbar. Auf zwei Jahre würde das laut Lufthansa eine Mehrbelastung von 900 Millionen Euro bedeuten.
Noch im Juli legte die Gewerkschaft ver.di mit einem Warnstreik des Bodenpersonals den Flugbetrieb bei Deutschlands größter Fluggesellschaft für einen ganzen Tag nahezu lahm. Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo will im Herbst um ihre Mitglieder verhandeln. Sie erklärte ihre „ausdrückliche und vorbehaltlose Solidarität“ mit dem Pilotenstreik.
Lufthansa-Piloten streiken ab Mittwoch
Roman Warschau, HR 6. September 2022 6:00 Uhr