Der israelische Präsident Herzog hielt im Rahmen seiner Deutschlandreise eine Rede vor dem Bundestag. Dort dankte er für die Unterstützung seines Landes und erinnerte an den Holocaust.

Der israelische Präsident Izchak Herzog drückte in einer Rede vor dem Bundestag seine Dankbarkeit und seinen Respekt für die Unterstützung Deutschlands für sein Land aus. „Der Staat Israel ist stolz auf seine Zusammenarbeit mit Deutschland“, sagte Herzog im Bundestagsplenum in Berlin. „Wir wissen Deutschlands Beitrag zu Israels Sicherheit und Erfolg sehr zu schätzen.“ Auf der Grundlage des gemeinsamen Gedenkens an den Holocaust könnten die beiden Länder eine gemeinsame Zukunft gestalten.

„Die Zukunft gehört uns, sie muss uns beiden gehören“, sagte Herzog dem Gesetzgeber und den Spitzen der deutschen Verfassungsorgane. “Nur gemeinsam können wir der Erinnerung einen Sinn geben.” Dazu gehört für Israel auch der “Treueschwur auf die Freiheit und Sicherheit des Staates Israel und das Wohlergehen des jüdischen Volkes”.

Rede vor dem Bundestag: Israels Präsident Herzog spricht über persönliche Erinnerungen

Christian Feld, ARD Berlin, Tagesschau um 12 Uhr, 6. September 2022

„Das jüdische Volk vergisst nicht“

Herzog betonte, dass der Holocaust in den deutsch-israelischen Beziehungen immer eine zentrale Rolle spielen werde – „das jüdische Volk vergisst nicht“, sagte er. Gleichzeitig hatte er großen Respekt vor der Entwicklung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Deutschland sei „einer der wichtigsten Führer der freien Welt“ geworden und wieder „ein Motor des Geistes und der Kultur“.

Herzog dankte ihm ausdrücklich für das Gedenken an den 50. Jahrestag des Attentats bei den Olympischen Spielen am Vortag. „Danke für die bewegende Zeremonie gestern“, sagte er. Deutschland trage durch “Verantwortung übernehmen” “zu einer gewissen Linderung des Leids der Angehörigen” bei.

Im Januar 2020 sprach Herzogs Vorgänger Reuven Rivlin als letzter israelischer Präsident vor dem Bundestag.

Gedenken an den Anschlag auf die Olympischen Spiele in München

Im Mittelpunkt des bisherigen Besuchs des israelischen Präsidenten stand das Gedenken an das olympische Attentat. Elf israelische Sportler wurden 1972 getötet. Bundespräsident Steinmeier hatte sich bei der großen Feier zum 50-jährigen Jubiläum auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck für den mangelnden Schutz der israelischen Sportler und die unzureichende Ausbildung nach dem Angriff entschuldigt.

Auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) bat in ihrer Eröffnungsrede zur heutigen Plenarsitzung um Vergebung. „Ich freue mich, dass die Bundesregierung und die Familien der Opfer eine Einigung erzielt haben“, sagte Bass. “Keine Entschädigung kann diese Morde ungeschehen machen oder die tiefen Wunden geliebter Menschen heilen.” Aber der Entschädigung zuzustimmen bedeutet, “Ihren Schmerz anzuerkennen”, sagte er den Trauernden. “50 Jahre nach dem schrecklichen Angriff ist dies ein verspätetes, aber wichtiges Zeichen der Rechenschaftspflicht.”

Bass beklagte auch den anhaltenden Antisemitismus in Deutschland. „Noch heute gibt es Hass gegen Juden und gegen Israel“, sagte er. „Es ist eine Schande, dass jüdische oder israelische Einrichtungen nur mit Polizeischutz sicher sind, dass zu anti-israelischen Protesten geschürt wird, dass Israel in den sozialen Medien totgewünscht wird.“ Er fügte hinzu: „Wir alle müssen entschieden gegen diesen Hass und diese Hassreden vorgehen. Mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln.”

Besuch bei Steinmeier in Bergen-Belsen

Nach seiner Rede vor dem Bundestag nahm Herzog gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an einer Kranzniederlegung am Holocaust-Mahnmal in Berlin teil. Anschließend reisten die beiden Präsidenten in das ehemalige Konzentrationslager Bergen-Belsen und legten an der Gedenkstätte Kränze nieder. Sie gedachten der mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und etwa 20.000 Kriegsgefangenen, die im Lager starben. Herzogs Vater, der ehemalige israelische Präsident Haim Herzog, war einer der Befreier des Lagers im April 1945, als er Offizier in den Reihen der britischen Streitkräfte war.

Der Präsident von Israel Herzog im Deutschen Bundestag

Sabina Matthay, ARD Berlin, 06.09.2022 11:58 Uhr