Das ist Stoff, der fürs Theater gemacht ist. Aber leider (aus Sicht der Theaterschaffenden) hat der große Dramatiker Horvath kein Theaterstück daraus gemacht, sondern einen Roman. Doch solche Kleinigkeiten sind heute kein Hindernis mehr: Wir leben im Zeitalter der „Dramatisierungen“, kein Roman und kein Film ist davor gefeit, auf die Bühne gedrängt zu werden. Interessanterweise hat die große Regisseurin Stephanie Mohr – die dem Dramatisierungstrend durchaus kritisch gegenübersteht – Horvaths Stoff auf die Bühne gebracht. Die Ich-Erzählerin und alle anderen Figuren werden von vier exzellenten Schauspielerinnen gespielt: Therese Affolter, Katharina Klar, Susa Meyer und Martina Stilp. Sie tun alles, um die Geschichte live zu erzählen. Dadurch ergeben sich viele interessante Szenen, insbesondere interne Dialoge. Doch der Abend bleibt lang und seltsam leblos, wie ein zu langes Hörspiel. Bei der Premiere bekam ich höflichen Applaus vom Publikum.