Von Isabell Kilian |  07. September 2022 um 4:01 Uhr				

Eine Studie hat nun genauer untersucht, welche möglichen Spätfolgen eine Coronavirus-Infektion bei jungen Menschen haben könnte. Die Ergebnisse zeigen, welche Folgen Long Covid für sie haben kann. Mit der Entwicklung der Coronavirus-Pandemie haben sich immer mehr Studien den möglichen Risikofaktoren von Long Covid und den Symptomen von Langzeitfolgen gewidmet. Der größte Teil der Forschung konzentriert sich jedoch auf ältere Menschen auf der Suche nach Antworten. Aber wie wirkt sich Long Covid auf die neue Generation aus? Obwohl junge Erwachsene für die Zukunft von großer gesellschaftlicher Bedeutung sind, sind die mittel- und langfristigen Auswirkungen von SARS-CoV-2-Infektionen bisher weitgehend unerforscht. Schweizer Wissenschaftler haben die Lücke nun geschlossen. Sie untersuchten mögliche Spätfolgen des Coronavirus bei jungen Menschen und stellten fest, dass einige Symptome nach einem halben Jahr verschwinden, während andere andauern können.1

Langzeitwirkungen auf die Jugend im Militär wurden untersucht

Eine neue Studie des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich (UZH) untersuchte mögliche Spätfolgen einer Coronavirus-Infektion bei jungen Menschen, die auch beim Schweizer Militär waren. Zwischen März und November 2021 beobachteten Professor Patricia Schlagenhauf und ihr Team 29 weibliche und 464 männliche (ungeimpfte) Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren. 177 von ihnen hatten mehr als 180 Tage vor dem Testtag eine bestätigte Coronavirus-Infektion. Die Kontrollgruppe wiederum bestand aus 251 SARS-CoV-2-serologisch negativen Personen – also nicht mit dem Coronavirus infiziert. Der Testtag umfasste Tests zur Bestimmung der Herz-, Lungen- und Augengesundheit sowie der männlichen Fruchtbarkeit und kognitiver Prozesse. Darüber hinaus wurden Nachuntersuchungen durchgeführt, um Spätfolgen, die bis zu zehn Monate nach der Infektion noch vorhanden waren, festzustellen.

Symptome des Coronavirus bis zu 180 Tage nach der Infektion

Die Ergebnisse zeigen, dass trotz der allgemeinen Genesung die Folgen anhielten. Die Forscher fanden heraus, dass sich junge und zuvor nicht ins Krankenhaus eingelieferte Menschen weitgehend von einer leichten Coronavirus-Infektion erholen konnten. Die Auswirkungen auf verschiedene Körpersysteme waren bei ihnen signifikant geringer als bei älteren oder hospitalisierten Menschen. Diese jungen Menschen entwickelten jedoch bis zu sechs Monate nach der Ansteckung mit dem Coronavirus Symptome. Dazu gehören insbesondere Müdigkeit, eingeschränkter Geruchssinn und psychische Probleme. Bei Männern gab es sogar negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Wenn die Krankheit länger als 180 Tage zurückliegt, verschwanden diese Effekte. Auch interessant: Reinfektionen mit dem Coronavirus erhöhen das Risiko einer lang anhaltenden Covid-Erkrankung

Gefahr von Spätfolgen wie Stoffwechselstörungen

Auch wenn diese Symptome nach 180 Tagen verschwanden, mehrten sich die Hinweise auf mögliche langfristige Spätfolgen. Die Ergebnisse zeigen auch, dass junge Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus eher hohe Cholesterinwerte, einen hohen BMI und eine geringere körperliche Belastbarkeit aufweisen. Dies wiederum könnte langfristig zu Stoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Komplikationen führen. Wie Patricia Schlagenhauf in einem aktuellen UZH-Statement erklärt, könnte dies „Auswirkungen auf die Gesellschaft und die öffentliche Gesundheit insgesamt haben. Daher sind weitere Strategien für eine breite, multidisziplinäre Bewertung von Covid-19-Komplikationen, deren Management und Behandlung auch bei jungen Erwachsenen erforderlich.”

Fazit

Die Studie zeigt, dass sich junge Menschen in der Regel gut von einer Coronavirus-Erkrankung erholen – aber auch Spätfolgen wie hohe Cholesterinwerte, Übergewicht und verminderte Ausdauer entwickeln können. Dies wiederum erhöht das Risiko späterer Stoffwechsel- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein Risiko, das bereits durch eine leichte Verschmutzung erhöht werden kann. Allerdings ist die Studie auf den Studienzeitraum von März 2021 bis November 2021 begrenzt. Die Studienergebnisse beinhalten noch keine Folgemutationen. Daher besteht hier weiterer Forschungsbedarf.

Quellen