07.09.2022, 00:30 Uhr
Die ungarische Regierung hat geplante EU-Sanktionen gegen Russland wiederholt torpediert und unter anderem ein vollständiges Ölembargo verhindert. Nun sollen offenbar drei prominente Oligarchen von der Sanktionsliste gestrichen werden. Laut EU-Diplomaten droht Ungarn damit, die Verlängerung der Sanktionen gegen Russland zu blockieren. Nach Angaben mehrerer Beamter will das Land die Aktion nutzen, um die Aufhebung der Sanktionen gegen drei russische Oligarchen zu erzwingen. Konkret sind dies Alisher Usmanov, Pyotr Aven und Viktor Rashnikov. Usmanov und Aven werden von der EU als Oligarchen mit besonders engen Verbindungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin geführt. Usmanov soll Putin als Frontmann gedient und seine geschäftlichen Probleme gelöst haben, wie aus der Sanktionsentscheidung der EU vom 28. Februar über Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hervorgeht. In Deutschland ist Usmanow unter anderem als Besitzer einer Villa am Tegernsee und als ehemaliger Präsident des FIE World Fencing Federation bekannt. Laut Sanktionsbeschluss ist Awen einer von etwa 50 sehr wohlhabenden russischen Geschäftsleuten, die sich regelmäßig mit Putin im Kreml treffen. Der Hauptaktionär der Alfa-Gruppe, zu der auch die Alfa Bank gehört, handelt nicht unabhängig von den Forderungen des Präsidenten. Rashnikov wird in einem EU-Sanktionsurteil vom 15. März als führender russischer Oligarch und Eigentümer und CEO von Magnitogorsk Iron & Steel Works (MMK) beschrieben. Sie ist in Wirtschaftssektoren tätig, die eine wichtige Einnahmequelle für die russische Regierung darstellen. Ungarische Vertreter bei der EU begründeten die Forderungen zunächst nicht öffentlich. Regierungssprecher Zoltan Kovacs sagte am Abend in Budapest, es gebe gelegentlich Bedenken, dass die Aufnahme einiger Personen nicht ausreichend begründet sei.
Einstimmigkeit ist erforderlich
EU-Diplomaten wiesen darauf hin, dass der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban nach wie vor sehr gute Beziehungen zu Putin unterhalte und die Strafmaßnahmen in den vergangenen Monaten bereits mehrfach torpediert habe. Aufgrund des Widerstands Ungarns musste die EU geplante Sanktionen gegen das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, und ein vollständiges Ölembargo aufgeben.
Die Oligarchen Usmanov, Aven und Raschnikov gehören zu den mehr als 1.200 Personen, gegen die die Europäische Union wegen Unterstützung der Ukraine-Politik des russischen Präsidenten Putin Sanktionen verhängt hat. Zu den strafrechtlichen Maßnahmen gehören das Einfrieren der Vermögenswerte der Betroffenen und die Verhinderung der Einreise in die EU. Die Sanktionen sollen bis Donnerstag nächste Woche verlängert werden, wenn sie nicht auslaufen. Laut Diplomaten soll an diesem Mittwoch tatsächlich eine Entscheidung auf EU-Ebene gebilligt werden. Nun sind weitere Verhandlungen erforderlich. Der ungarische Regierungssprecher Kovacs wies darauf hin, dass eine einstimmige Entscheidung erforderlich sei.