Die Zahl der Mangelberufe hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt: IHK-Präsident Josef Herk spricht von einem Tsunami, der auf uns zurollt – und fordert politisches Handeln.          
     07.09.2022 07.14       
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Stellenmangel: Seit 2021 hat sich die Zahl verdoppelt

In nur einem Jahr hat sich die Zahl der sogenannten Mangelberufe in der Steiermark – das sind Berufe, für die sich maximal 1,5 Stellensuchende pro Stelle gemeldet haben – verdoppelt. von 74 bis 155.

“Wir sprechen von einem demografischen Tsunami”

Laut dem Präsidenten der WK Steiermark, Josef Herk, gibt es viele Gründe für den Arbeitskräftemangel: Einerseits gehen viele Arbeitnehmer der sogenannten Babyboomer-Generation in den Ruhestand, andererseits immer weniger junge Menschen eintreten. die Arbeitswelt. Ein Grund dafür ist, dass das effektive Renteneintrittsalter heute niedriger ist als in den 1970er Jahren: Es liegt heute bei 61,8 Jahren für Männer und 59,8 Jahren für Frauen. Das bedeutet: In Österreich seien derzeit nur noch 55 Prozent der 55- bis 64-Jährigen erwerbstätig, so Herk: „Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich sehr stark verschlechtert. Wir haben nicht nur ein demografisches Problem, wir sprechen von einem demografischen Tsunami. Kurzum: Doppelt so viele Arbeitnehmer gehen in den Ruhestand wie später kommen.“

Viele Schrauben zum drehen

Es sind Maßnahmen erforderlich, um dieser Entwicklung zu begegnen. Als Beispiel nennt Herk Schweden. 78 Prozent der 55- bis 64-Jährigen würden dort arbeiten. Bei gleicher Beschäftigungsquote in Österreich wäre das Arbeitskräfteangebot um 184.000 Personen höher. Die Politik muss daher Anreize für diesen Personenkreis schaffen. Herk erwägt zum Beispiel einen Verzicht auf Rentenversicherungsbeiträge, wenn man im Ruhestand arbeitet. „Die Lage ist so ernst, dass man alles sehen muss. Es gibt keine einzige Schraube, um das Problem zu lösen, denn sonst würden wir ohne Airbag gegen die Wand schlagen. Und das bedeutet einfach; Trotz Innovation und Kreativität kann die Wirtschaft Aufträge, Regionen, Dienstleistungen nicht mehr anbieten oder umsetzen – und das wäre meiner Meinung nach das Schlimmste.“