Das Carsharing-Mobilitätsunternehmen testet, wie sich Elektroautos als Stromspeicher nutzen lassen. Sie sollen helfen, Stromlücken zu schließen und die Netzstabilität zu erhöhen, indem sie bei Nichtgebrauch Strom ins Netz zurückspeisen. 06.09.2022, 13:3007.09.2022, 07:26 In der Schweiz ist der erste grosse Technologietest mit dutzenden Elektroautos als potenzielle Powerbanks gestartet. Ein Jahr lang sollen 50 Elektrofahrzeuge Strom aus ihren Batterien ins Netz zurückspeisen, wenn sie nicht gefahren werden. Hinter dem am Dienstag in Bern lancierten Projekt stehen sieben Unternehmen unter der Führung des Carsharing-Unternehmens Mobility, wurde bekannt. An 40 Standorten in der ganzen Schweiz werden 50 Honda e-Fahrzeuge für den Test eingesetzt. Berichten zufolge handelt es sich dabei um den ersten Großversuch dieser Art mit bidirektionalem Laden von Serien-Elektroautos durch Industrie und Forschung. Die Grundidee des Tests ist, dass Elektroautos Strom nicht nur entnehmen, sondern auch wieder ins Netz einspeisen können (bidirektionales Laden) Bild: Mobilität

Elektrifizierung als Teil der Lösung

Mobility wird in den kommenden Wochen 40 Standorte mit 50 Honda e-Elektroautos und Zwei-Wege-Ladestationen ausstatten. Ein Jahr lang geht es darum, wie Elektroautos künftig als Stauraum genutzt werden können. Sie könnten helfen, Stromlücken zu schließen und die Netzstabilität zu erhöhen, sagte er. Wäre die gesamte Mobility-Autoflotte von rund 3000 Fahrzeugen technisch ausgerüstet, würde dies die typische Leistung eines Panzers übersteigen, so das Unternehmen. Unternehmen wollen den Test unter anderem nutzen, um Erfahrungen mit technologischen und regulatorischen Herausforderungen zu sammeln. Das Projekt ist so angelegt, dass es im Erfolgsfall direkt in den Dauerbetrieb überführt werden kann. Honda e: Elektroautos lassen sich zu einem großen Energiespeicher kombinieren, ähnlich einem Panzer Bild: Honda

Elektroautos als virtueller Panzer

Die Idee hinter dem Projekt namens „V2X Suisse“ ist, dass Elektroautos Strom nicht nur beziehen, sondern auch zurückgeben können (bidirektionales Laden). Im Durchschnitt stehen Autos laut Mitteilung etwa 23 Stunden am Tag. Stationäre Fahrzeuge können zu einem großen Energiespeicher, ähnlich einem Tank, kombiniert werden. Damit können Verteilnetzbetreiber und Haushalte in Spitzenzeiten Strom aus Elektroautos beziehen und tagsüber – beispielsweise bei Sonnenschein – zu einem günstigeren Tarif voll aufladen, schreibt Mobility. Laut Mitteilung begrüßte Energieministerin Simonetta Sommaruga die Industrie- und Forschungsinitiative. «Energiespeicher auf vier Rädern» soll der Schweiz helfen, weg von fossilen Energieträgern zu kommen. Das kommt nicht nur dem Klima zugute, sondern macht das Land unabhängiger. „Der Anteil von Elektrofahrzeugen auf Schweizer Strassen nimmt stetig zu. Einerseits erhöht die Elektrifizierung den Strombedarf, andererseits kann sie dank der V2X-Technologie Teil der Lösung sein“, schreiben die beteiligten Unternehmen und Forschungsinstitute.

Je mehr E-Autos, desto größer die Möglichkeiten

Prognosen zufolge werden bis Mitte des Jahrhunderts zwischen 1,4 und 3,5 Millionen Elektroautos auf Schweizer Strassen unterwegs sein. 2021 hat sich ein Team um den Doktoranden Loris di Natale von der Empa und der ETH Lausanne (EPFL) intensiv mit dem Potenzial von Elektroautos zur Stromspeicherung beschäftigt. Dadurch soll in der Schweiz produzierter Strom hier gehalten und gleichzeitig weniger Strom importiert werden. Das Ergebnis der Studie, die im Fachjournal „Energies“ erschienen ist: Im Jahr 2050 könnten importierte Treibhausgasemissionen um etwa 35 Prozent reduziert werden, wenn Elektroautos als Stromspeicher genutzt würden. In Kombination mit Speicherteichen und Pumpspeicherkraftwerken konnte eine Reduzierung um 60 % erreicht werden. Elektroautos glätten insbesondere Tagesspitzen und Wasserspeicher saisonale Spitzen. Allerdings betonen die Forscher, dass die Schweiz die Schwankungen auch bei voller Ausschöpfung des Speicherpotenzials des Elektroautos nicht vollständig ausgleichen kann.

Lebensdauer der Batterie

Elektrische Energiespeicher auf Rädern erfordern nicht nur genügend Elektroautos, sondern auch genügend Lade- und Entladestationen. „Nach unseren Berechnungen erreichen wir bereits mit dem kleinen Szenario von 1,4 Millionen Fahrzeugen einen deutlichen Stromspeichereffekt“, sagt der Forscher. Allerdings gibt es zusätzlichen Verschleiß an den Batterien. Ab 1,4 Millionen Fahrzeugen nimmt die Mehralterung der Batterien jedoch immer mehr ab, da sich die Ausgleichsströme auf mehr Fahrzeuge verteilen. „Im Szenario mit 3,5 Millionen Fahrzeugen ist keine zusätzliche Alterung feststellbar“, sagt Di Natale. Am aktuellen Projekt sind unter anderem der Autohersteller Honda, die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) und das Bundesamt für Energie (BFE) beteiligt. Mobility ist das marktführende Schweizer Carsharing-Unternehmen mit über 3000 Fahrzeugen an knapp 1600 Standorten. Die Genossenschaft bietet ihren mehr als 242.000 Kunden Autos für Hin- und Rückfahrten zwischen Städten und Flughäfen an. Für den Test verwendet Mobility 50 Honda e und zwei verschiedene Arten von Zwei-Wege-Ladestationen. Bild: Mobilität (war/sda) Mehr zu Elektroautos:

VW hat den Hippie-Bus digitalisiert – das bietet ID.Buzz

1/24 VW hat den Hippie-Bus digitalisiert – das bietet ID.Buzz Quelle: VW

„Mir wird schlecht“ – Toggi und Baroni bei der Polestar-Testfahrt

Video: Watson

Das könnte Sie auch interessieren:

EA Sports bringt das Eis zum Glänzen. Wie die Eishockey-Simulation „NHL 23“ ihren erfolgreichen Vorgänger übertreffen will und warum die ganz großen Neuerungen fehlen. „Madden NFL 23“ startete die Welle der jährlichen Sportspieltitel von EA Sports. Als nächstes kommt „FIFA 23“ und in diesem Jahr geht die Eishockey-Simulation „NHL 23“ zu Ende. Wer die bisherigen Ableger verfolgt hat, weiß, dass EA Sports im vergangenen Jahr die Grafiktechnik hinter dem Spiel von Ignite auf die aus dem Shooter „Battlefield 2042“ bekannte Frostbite-Engine umgestellt hat. Das Ergebnis war beeindruckend und überzeugte vor allem mit den neuen X-Factor-Talenten der Skid-Artisten.