PreussenElektra: Mit Sicherheitskultur nicht vereinbar
Die Geschäftsführung von PreussenElektra hat am Dienstag einen Brief an den für Energiepolitik zuständigen stellvertretenden Minister im Bundesfinanzministerium, Patrick Greichen, gesandt. Der vorliegende Stresstest bestätige, dass der Versorgungsbeitrag der drei Kernkraftwerke im Winter notwendig sei. Nach Informationen des BR hatte PreussenElektra bereits im August mitgeteilt, dass es nicht mehr möglich sei, die Leistung flexibel zu erhöhen oder zu drosseln. Dies gilt umso mehr, wenn das System komplett heruntergefahren werden soll. Dann wäre mit den begrenzten Fähigkeiten des Reaktorkerns ein Neustart in den Advanced-Stretch-Modus nicht möglich – und schon gar nicht in dem kurzen Zeitfenster von einer Woche. Ein Neustart mit Kernel im Stretch-Modus ist laut Schreiben in diesem Format nicht implementiert. Zudem habe das Unternehmen keine Erfahrung damit, heißt es. Das Testen eines noch nie durchgeführten Bootvorgangs sollte nicht mit einem kritischen Zustand zusammenfallen. Dieses Vorgehen ist mit der Sicherheitskultur des Kraftwerksbetreibers nicht vereinbar.
Kernkraftwerk für vorübergehende Wiederaufnahme des Betriebs vorbereitet
Auch PreussenElektra habe immer wieder betont, seinen Beitrag zu Deutschlands Stromversorgung in einem exzellenten Zustand leisten zu wollen, heißt es weiter. Nach Informationen des BR hatte sich der Betreiber auch ohne entsprechende Beschlüsse der Bundesregierung auf einen vorübergehenden Weiterbetrieb und Ausbaueingriffe eingestellt. Das bestätigte der Vorstandsvorsitzende von PreussenElektra, Guido Knott, kürzlich in einem Interview mit dem BR. Unter zusätzlicher Nutzung bereits vorhandener weiterer Brennelemente können nach Angaben des BR den Netzbetreibern insgesamt mehr als vier Terawattstunden Stromerzeugung und eine gesicherte Leistung von bis zu 1.400 Megawatt zur Verfügung gestellt werden. PreussenElektra ist laut Bayerischem Rundfunk weiterhin gesprächsbereit.
Geplanter Standby-Betrieb bis 2023
Bundesfinanzminister Robert Habeck (Grüne) hat am Montag, 5. September, gemeinsam mit Vertretern der vier großen Netzbetreiber in Deutschland die Ergebnisse des Stresstests für die Stromversorgung vorgestellt. Hambeck erklärte, dass die Kernkraftwerke Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim 2 wie geplant zum Jahresende vom Netz gehen sollen, der sogenannte Reservebetrieb aber bis April 2023 geplant sei. Demnach seien die beiden Kernkraftwerke müssen im Bedarfsfall in Betrieb bleiben.
Machbarkeit sollte geprüft werden
Nach Bekanntgabe des Vorschlags durch das Bundesfinanzministerium kündigte die Muttergesellschaft des Betreibers des Kraftwerks PreussenElektra, Eon, an, gemeinsam mit der Bundesregierung die technische, organisatorische und Machbarkeit eines möglichen Backup-Betriebs zu prüfen.
Finanzminister Aiwanger: „Superkollaps für die Regierung“
Bayerns Finanzminister Hubert Aiwanger (FW) bezeichnet die Absage von PreussenElektra an den Reservebetrieb als „Supereinbruch für die Bundesregierung“. „Die Netzverantwortlichen halten eine Laufzeitverlängerung der drei bestehenden Kernkraftwerke für dringend erforderlich, um Schlimmeres zu verhindern. Die Bundesregierung zuckt mit den Schultern, nimmt dies nicht einmal zur Kenntnis und macht technisch desaströse Vorschläge“, sagt Aiwanger. Er wirft seinem Kollegen auf Bundesebene “grüne Ideologiepolitik” vor und warnt vor “wirtschaftlicher Katastrophe”. „Wenn die Bundesregierung diese Pippi-Langstrumpf-Politik nicht sofort beendet, muss sie handlungsfähigen Kräften den Weg ebnen“, sagte Hubert Aiwanger laut einer Pressemitteilung vom Mittwochnachmittag.
Distrikt-Governor und Bürgermeister gegen Standby-Modus
Der Landshuter Bezirkskommandant Peter Dreier von den Freien Wählern kritisierte den geplanten Reservebetrieb als “absoluten Unsinn”. Ein solcher Stand-by-Betrieb ist nicht möglich. „Ein Atomkraftwerk ist kein Notstromaggregat“, sagte Dreier dem BR. Er nennt die Pläne für das Atomkraftwerk “verrückt”. Stattdessen beantragt der Regionalkommandant eine vorläufige Weiterführung des Kernkraftwerksbetriebs in seiner Region. Der Bürgermeister von Essenbach, in dessen Einzugsgebiet die Isar 2 gehört, hält die ablehnende Haltung von PreussenElektra gegenüber der AKW-Reserve für nachvollziehbar. Dieter Neubauer (CSU) sagte am Mittwoch gegenüber dem BR: „Ein Atomkraftwerk ist keine Küchenmaschine, die man an- und ausschalten kann.“ Es war bereits bekannt, dass diese Art der Operation problematisch ist.
Kraftwerksbetreiberbewertung von Green Steinberger
Im BR-Interview wirft die Grünen-Abgeordnete Rosi Steinberger dem Kraftwerksbetreiber jedoch Poker vor: „PreussenElektra kann nicht einfach sagen: Das gefällt uns nicht.“ Das Team versucht offensichtlich, so viel wie möglich herauszuholen. Auch die Vorsitzende des Umweltausschusses im Landtag äußert keine berechtigten Bedenken zur Sicherheit der Betreiber gegen den Standby-Betrieb: „Vor kurzem hatten wir einen Störfall. Es war auch möglich, das AKW herunterzufahren und wenige Tage später wieder.“ “, sagte Steinberger.